In unserem Interview erzählt sie, wie sie zur Künstlichen Intelligenz gekommen ist, welche Tools sie im Alltag einsetzt und warum KI für sie nicht nur ein technisches Werkzeug, sondern ein kreativer Sparringspartner geworden ist.

Ein spannender Einblick für alle, die wissen wollen, wie moderne Innovation im Tourismus funktioniert und wie man mit Neugier, Mut und ein bisschen Experimentierfreude zum KI-Experten wird.

Was ist dein Jobtitel, wo arbeitest du und wie bist du zur Künstlichen Intelligenz gekommen?

Ich bin Innovation Managerin bei der Österreich Werbung, der nationalen Tourismusorganisation, die Österreich als Urlaubsland international positioniert und den Tourismusstandort stärkt. Zur Künstlichen Intelligenz bin ich mehr oder weniger reingerutscht – einfach, weil ich technikaffin bin und mich schon immer für neue Entwicklungen interessiert habe.

Schon während meines Praktikums hat meine Teamleitung dieses Potenzial erkannt und mir ein KI-Projekt anvertraut: den sogenannten „AI Concierge“, ein Chatbot, den ich von Anfang an betreuen durfte. Das war mein Einstieg in die KI-Welt. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Inzwischen fragen mich viele Kolleg:innen,  auch aus der Branche, bei jeglichen KI-Fragen um Rat.

Welche Erfahrungen haben deinen Weg im Bereich KI besonders geprägt?

Es gab viele prägende Erlebnisse: allen voran natürlich der AI Concierge, den ich seit zwei Jahren betreue und ständig weiterentwickle. Dabei lernt man viel, auch über die Schwächen von KI. Zum Beispiel musste ich unserem Chatbot einmal beibringen, dass Tirol nicht an Oberösterreich grenzt, Geografie ist eben (noch) nicht seine Stärke.

Was mich besonders fasziniert, sind Tools wie NotebookLM von Google. Ich konnte Dokumente hochladen und plötzlich plauderten zwei KI-generierte Sprecher in einem fiktiven Podcast darüber. Gerade, wenn man selbst nicht zur Hauptzielgruppe gehört oder bei jedem Update-Meeting dabei sein kann, ist das ein genialer Weg, sich Wissen effizient anzueignen.

Auch ChatGPTs Audio- und Videomodus begeistert mich, wie menschenähnlich es klingt und wie persönlich es kommuniziert. Inzwischen ist KI für mich wie ein zuverlässiger Sparring-Partner. Und dann sind da noch Bild- und Video-Generierungstools wie Flux und Midjourney, die mich bei jedem Update aufs Neue überraschen, manche KI-Bilder kann ich kaum noch von echten unterscheiden.

Wie würdest du jemandem ohne Vorkenntnisse erklären, was KI eigentlich ist? Was sind typische Missverständnisse, die dir begegnen?

Stell dir vor, du hast einen supergescheiten Assistenten an deiner Seite. Der kann extrem viel Wissen blitzschnell abrufen, Texte schreiben, Bilder malen, Daten analysieren oder dir sogar eine E-Mail vorschlagen aber, er versteht nur, was du willst, wenn du es ihm gut erklärst. Ein Vergleich aus dem Alltag. Wenn du KI benutzt, ist das so, als würdest du einem extrem belesenen, fleißigen, aber manchmal etwas verplanten Praktikanten sagen: „Hey, fass mir bitte die wichtigsten Punkte aus diesem 30-seitigen PDF zusammen.“ Und er macht das sofort. Aber, wenn du ihm stattdessen sagst „Mach das Ding besser“, schaut er dich fragend an. Was für ein Ding? Was ist besser?

Ein typisches Missverständnis ist die Angst, dass KI den Menschen ersetzen wird. Ich glaube das nicht. Ich denke eher: KI ersetzt nur die Menschen, die keine KI nutzen. Denn wer KI clever einsetzt, arbeitet schneller, effizienter und hat mehr Zeit für kreative, strategische und spaßige Aufgaben. Und genau dafür ist KI da: um uns bei den banalen, repetitiven Tasks den Rücken freizuhalten.

Welche Arten von KI gibt es und wo begegnet sie uns heute schon im Alltag? Was ist längst Realität und was liegt noch in der Zukunft?

Viele denken, dass es KI erst seit ein paar Jahren gibt und seit ChatGPT oder Midjourney durch die Medien gehen. Aber das stimmt so nicht. KI gibt’s schon viel länger. Denn im Kern ist eine KI „nur“ ein Computerprogramm, das aus riesigen Datenmengen gelernt hat, Muster zu erkennen und daraus Schlüsse zu ziehen oder neue Inhalte zu generieren. Keine Magie sondern Rechenleistung, Statistik und Wahrscheinlichkeit.

KI, die wir längst täglich nutzen (ohne es zu merken) sind Empfehlungsalgorithmen wie z.B. YouTube, Netflix, TikTok, Spotify, sie alle schlagen dir Inhalte vor, die zu deinem Verhalten, deinem Geschmack und deinen Sehgewohnheiten passen. Ich sehe z.B. auf Netflix ganz andere Empfehlungen als mein Nachbar, einfach weil ich Fantasy liebe und er vielleicht Musicals oder Dokus. Das ist personalisierte KI und die läuft seit Jahren im Hintergrund. Genau so funktionieren E-Mail-Filter & Spam-Erkennung. Outlook oder Gmail erkennen anhand von Mustern, welche Mails Spam, Scam oder sogar Hassbotschaften enthalten und sortieren sie automatisch aus. Das schützt uns, ohne dass wir groß darüber nachdenken. Und mein Lieblingsbeispiel sind klassische Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Cortana. Diese steuern Musik, Lichter, Kalender oder Einkaufslisten. Auch wenn sie im Vergleich zu heutigen Systemen eher „basic“ wirken, war das schon früh eine Art von KI im Alltag.

Mit Systemen wie ChatGPT, Claude oder Gemini ist ein neues Kapitel angebrochen: KI, die nicht nur reagiert, sondern mit dir kommunizieren kann auf Augenhöhe, in natürlicher Sprache, über Text, Audio oder sogar Video. KI wird damit nicht nur zum Werkzeug, sondern zum echten Sparringpartner.

Und auch visuelle KI, wie Midjourney, DALL·E oder Runway können inzwischen Bilder und sogar Videos generieren, die so realistisch sind, dass man sie kaum von echten Aufnahmen unterscheiden kann.

Was noch in der Zukunft liegt sind General AI. Also eine KI, die wie ein Mensch alles kann von Emotionen verstehen über selbstständige Entscheidungen treffen bis hin zu echtem Bewusstsein, ist noch weit entfernt. Die Systeme heute sind spezialisiert und nur so gut wie die Daten, auf denen sie trainiert wurden.

Was sollte man unbedingt wissen, bevor man ein KI-Tool nutzt? Und wie würde ich einem Anfänger den Einstieg empfehlen?

Am wichtigsten ist: Gib keine persönlichen oder sensiblen Daten ein, die du nicht auch öffentlich machen würdest oder bei Google eintippen würdest. Denn auch wenn viele Tools inzwischen mit Sicherheitsmechanismen arbeiten, kann man nie ganz ausschließen, dass eingegebene Informationen gespeichert oder für Trainingszwecke verwendet werden. Besonders im Berufsalltag, wenn man etwa mit personenbezogenen Daten arbeitet, ist besondere Vorsicht gefragt. Solche Inhalte haben in KI-Tools nichts verloren, da es sonst schnell zu Datenschutzverletzungen kommen kann.

Ein weiteres sensibles Thema ist das Urheberrecht. Hier gibt es noch viele offene Fragen. Wenn ich zum Beispiel einen Prompt eingebe und daraus entsteht ein Text, Bild oder Video, wer ist dann der Urheber? Ich, weil ich den Prompt geschrieben habe? Die KI selbst? Oder das Unternehmen, das hinter dem Tool steht? Und was passiert, wenn jemand diesen Inhalt weiterverwendet vielleicht sogar kommerziell? Wer haftet? Diese Fragen sind aktuell juristisch nicht eindeutig geklärt. Deshalb sollte man vorsichtig sein, wenn man KI-generierte Inhalte z. B. für Werbung, Veröffentlichungen oder andere öffentliche Zwecke nutzt. Und am besten, wie auch im AI Act beschrieben, die Inhalte kennzeichnen.

Was ich auch immer betone: Eine KI ist nie besser als das, was der Mensch ihr vorgibt. Das heißt, sie kann falsche Inhalte ausgeben, halluzinieren oder voreingenommen (biased) sein, ohne dass wir es sofort merken. Deshalb sollte man sich nie zu 100 % auf KI verlassen, egal ob es um einen kurzen Text oder ein großes Projekt geht. Es braucht immer eine menschliche Prüfung. Wirklich immer.

Mein Tipp für Anfänger:innen: Starte mit simplen Aufgaben. Lass dir Texte umformulieren, Ideen brainstormen oder Checklisten generieren. Experimentiere, aber denk mit. Sei klar und präzise in deinen Prompts, denn die KI kann viel, aber sie versteht nur, was du ihr konkret erklärst. Und behalte immer im Hinterkopf: Die beste KI ersetzt kein kreatives oder kritisches Denken sie unterstützt es nur.

Welche KI-Tools nutzt du selbst regelmäßig und wofür? Hast du ein paar persönliche Favoriten oder Geheimtipps.

Zu meinen absoluten Favoriten zählt seit dem Launch ganz klar ChatGPT, einfach wegen der super einfachen Usability und der enormen Funktionsvielfalt, die sich über die Jahre entwickelt hat. Es ist einfach beeindruckend, wie viele verschiedene Dinge man inzwischen in einer einzigen Plattform machen kann, vom Texten über Coding bis hin zu Audio oder Datenanalysen. Für mich ist ChatGPT zu einem täglichen Begleiter geworden egal ob für Brainstormings, Textoptimierung, Recherche oder als Sparringpartner bei komplexeren Fragestellungen.

Ein weiteres Highlight ist Midjourney, das war ganz zu Beginn eines der besten, wenn nicht das beste Tool für KI-basierte Bildgenerierung. Und auch wenn inzwischen andere Tools nachgezogen haben, ist Midjourney für mich immer noch top gerade was Stil, Atmosphäre und Qualität betrifft. Mittlerweile können dort sogar Videos generiert werden, was nochmal ein ganz neues Level eröffnet und visuelle Kommunikation extrem spannend macht.

Wenn es mal richtig komplex wird z. B. bei Projekten mit großen Textmengen, strukturierten Daten oder detaillierten Analysen, dann greife ich gerne zu Claude. In dem Bereich finde ich Claude oft sogar noch einen Tick stärker als ChatGPT, weil es bei umfangreicheren Dateien etwas strukturierter antwortet und sich gut für komplexe Aufgaben eignet.

Dann gibt’s natürlich noch eine Vielzahl an KI-Tools, die ich immer wieder teste. Eins davon, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist auch weil wir bei der Österreich Werbung ein Pilotprojekt damit gestartet haben, ist HeyGen. Damit kann man KI-Avatare oder digitale Zwillinge erstellen. Wir haben z. B. den Avatar einer Kollegin auf einem Screen dargestellt, den Besucher:innen live befragen konnten zu bespielsweise Urlaubsthemen in Österreich. Das war nicht nur super innovativ, sondern auch ein echter Hingucker. Es bringt KI auf eine persönliche, interaktive Ebene.

Und dann gibt’s noch meinen kleinen Geheimtipp: Scribe. Das ist ein Tool zur automatischen Dokumentation von Arbeitsabläufen besonders nützlich fürs Onboarding. Scribe verfolgt den Cursor, macht automatisch Screenshots und erstellt daraus ein übersichtliches Schritt-für-Schritt-Dokument. Perfekt, wenn man z. B. jemandem schnell erklären will, wie man sich in SAP zurechtfindet oder wie interne Tools funktionieren. Ich habe das in letzter Zeit öfter genutzt und finde es wirklich genial, gerade für Kolleg:innen, die lieber visuell als textbasiert lernen.

Wie hat sich deine Arbeitsweise durch KI verändert? Gibt es Dinge, die du heute ganz anders machst als früher?

Witzigerweise hat sich meine Arbeitsweise durch KI wirklich komplett verändert, ich würde fast sagen: Ich mache heute fast alles anders als früher. Ein gutes Beispiel ist das Schreiben von E-Mails. Früher habe ich getippt, Satz für Satz überlegt, korrigiert, umformuliert. Heute diktiere ich meine Gedanken einfach frei in ChatGPT hinein und lasse mir daraus eine fertige E-Mail formulieren. Es sind zwar immer noch meine Inhalte und meine Tonalität, aber irgendwie hat sich mein Workflow von „Tippen“ zu „Sprechen“ geupgradet. Es geht schneller, ist intuitiver und lässt mehr Raum für Klarheit im Kopf. Meistens fällt mir während dem Reden gleich noch was ein, was ich davor vergessen habe.

Auch im Bereich Sparring hat sich einiges getan. Wenn ich früher eine neue Idee oder ein Projekt im Kopf hatte, habe ich oft direkt meine Teamleitung oder Kolleg:innen angesprochen, um gemeinsam zu brainstormen. Inzwischen setze ich mich zuerst alleine hin, spreche meine Gedanken ein ganz roh, einfach wie sie kommen und lasse ChatGPT mit mir durchdenken, was noch fehlt, wo blinde Flecken sind oder welche Perspektiven ich nicht berücksichtigt habe. Erst danach, wenn ich das grob sortiert habe gehe ich mit dem Konzept zu meinen Kolleg:innen. Ich nutze die KI also als ersten Denkpartner, bevor ich echte Menschen damit „belaste“.

Diese beiden Dinge, das Diktieren statt Tippen und das Vorab-Sparring mit der KI haben meine Arbeitsweise nicht nur effizienter gemacht, sondern auch kreativer. Ich habe mehr Raum, um zu denken, auszuprobieren, zu reflektieren und am Ende auch bessere Ergebnisse. KI ist für mich inzwischen kein Tool mehr, sondern ein fester Bestandteil meines Workflows.

Könntest du dir vorstellen, wieder komplett ohne KI zu arbeiten? Was würde dir am meisten fehlen?

Ob ich mir vorstellen könnte, wieder komplett ohne KI zu arbeiten? Das ist ein bisschen so, als würde man fragen: „Könntest du dir vorstellen, ohne Internet zu leben?“. Klar, theoretisch ja. Praktisch wäre es aber eine ziemliche Umstellung.

Ich arbeite inzwischen so stark mit KI, dass viele meiner Prozesse vom E-Mail-Diktat über Brainstormings bis hin zur Recherche oder Präsentationsvorbereitung auf dieser Unterstützung basieren. Ohne KI müsste ich viele Dinge wieder manuell machen, vieles würde einfach länger dauern und mich mehr Ressourcen kosten. Ich müsste z. B. jede einzelne E-Mail wieder selbst formulieren, Recherchen durchklicken, Inhalte strukturieren alles Dinge, die ich kann, aber bei denen ich mir aktuell Zeit und Energie spare.

Am meisten würde mir aber wahrscheinlich das Sparring fehlen, dieses schnelle, unkomplizierte, sofortige Feedback auf Ideen oder Konzepte. Einfach mal Gedanken in den Raum werfen und direkt neue Perspektiven bekommen, das ist etwas, was mir KI heute bietet und was früher so nicht möglich war, zumindest nicht rund um die Uhr.

Aber trotzdem: Wenn ich müsste, würde ich auch ohne KI klarkommen. Es würde eben nur länger dauern und manchmal ist das auch in Ordnung. Genau wie bei der Vorstellung, ohne Internet zu leben: anstrengender, ja, aber nicht unmöglich. Und manchmal würde es vielleicht sogar guttun, wieder etwas langsamer zu denken.

Wo siehst du die größten Entwicklungen in den nächsten Jahren? In welchen Bereichen wird sich KI deiner Meinung nach besonders schnell weiterentwickeln?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil mein persönlicher Fokus stark im Tourismus und in der Kreativwirtschaft liegt, also genau in den Bereichen, in denen es nicht nur um Effizienz, sondern auch um Emotionen, Geschichten und Erlebnisse geht. Aber gerade dort sehe ich auch noch Potenzial für KI in den nächsten Jahren.

Ich glaube, dass sich KI besonders schnell weiterentwickeln wird in Bereichen, wo personalisierte Kommunikation und Content gefragt sind also z. B. in der Content-Produktion, im Marketing, Storytelling oder bei interaktiven Nutzererlebnissen. Wir sprechen hier von Tools, die automatisiert ganze Kampagnen ausspielen, Inhalte in Sekundenschnelle in verschiedenen Sprachen und Formaten anpassen oder sogar ganze Videos generieren können zugeschnitten auf Zielgruppen, Interessen und Situationen.

Ein riesiges Thema wird auch Multimodalität sein, also dass KI gleichzeitig mit Text, Bild, Video, Ton und sogar 3D-Modellen umgehen kann. Das verändert komplett, wie wir kommunizieren, präsentieren oder Inhalte erlebbar machen. Gerade im Tourismus können dadurch Destinationen emotionaler, immersiver und individueller inszeniert werden, sei es durch virtuelle Reiseberater, KI-generierte Reisefilme oder adaptive Empfehlungen entlang der gesamten Customer Journey.

Auch der Bereich Personalisierung in Echtzeit wird stark wachsen, z. B. dass Websites, Buchungsplattformen oder Chatbots nicht mehr nur reagieren, sondern proaktiv vorschlagen, inspirieren und begleiten. Das kann besonders für Gäste, die sich z. B. schnell orientieren oder besondere Bedürfnisse haben, extrem hilfreich sein.

Und wenn ich über den Tourismus hinausblicke, dann sehe ich besonders viel Bewegung in der Bildung, im Gesundheitsbereich und in der Verwaltung. Überall dort, wo große Informationsmengen strukturiert, erklärt oder vereinfacht werden müssen, kann KI massiv entlasten sowohl für Fachkräfte als auch für Bürger:innen.

Viele Menschen haben noch Bedenken oder sogar Angst vor KI, was sagst du dazu? Welche Sorgen sind berechtigt und welche eher unbegründet?

Viele Menschen haben Angst, dass KI ihre Daten weiterverarbeitet oder „mitliest“. Aber oft vergessen sie dabei, wie viele Daten sie schon lange vor KI preisgegeben haben auf Social Media, über Apps, bei Online-Bestellungen oder durch Loyalty-Programme. Diese Daten wurden oft sogar verkauft und das ganz ohne KI.

Natürlich ist es trotzdem wichtig, bewusst mit KI umzugehen. Man kommuniziert mit einer KI anders, oft persönlicher und direkter das wirkt für viele ungewohnt. Und ja, es gab Datenleaks, auch bei großen Tech-Konzernen. Die Sorge ist also nicht ganz unbegründet. Aber: Diese Risiken betreffen alle digitalen Systeme, nicht nur KI.

Was mir wichtig ist: Nicht die KI ist das Problem sondern wie wir sie einsetzen und absichern. Genauso wie wir bei anderen Plattformen vorsichtig sind, sollten wir es auch hier sein. Mit gesundem Menschenverstand, klaren Regeln und Transparenz kann KI ein riesiger Gewinn sein, nicht etwas, vor dem man sich pauschal fürchten muss.

Viele KI-Tools funktionieren über sogenannte „Prompts“. Was macht für dich einen guten Prompt aus? Wie experimentierst du selbst mit Prompts, eher intuitiv oder mit System?

Prompt Engineering ist ehrlich gesagt ein ziemlich komplexes Thema – und gleichzeitig eines, bei dem sich die Meinungen stark unterscheiden. Was der beste Prompt ist, hängt immer vom Ziel, vom Tool und vom eigenen Stil ab. Für mich persönlich ist das Wichtigste: Kontext, Kontext, Kontext. Die KI weiß nicht, was du weißt sie denkt nicht mit, sie denkt nach. Deshalb funktioniert ein Prompt umso besser, je mehr Informationen, Details und Randbedingungen ich mitgebe. Was für uns Hausverstand ist, ist für die KI nicht selbstverständlich, das muss man ihr wirklich aktiv mitgeben.

Was mir über die Zeit am meisten geholfen hat, ist: einfach ausführlich schreiben. Lieber zu viel als zu wenig. Wenn ich will, dass etwas in einem bestimmten Stil, Ton oder für eine bestimmte Zielgruppe passt, dann schreibe ich das auch explizit rein. Ich gebe Beispiele, erkläre den Kontext, beschreibe die Rolle der KI („Du bist mein Schreibcoach“, „Du bist ein Tourismus-Experte“ etc.) und lasse sie dann arbeiten.

Früher habe ich mit festen Prompt-Formaten gearbeitet und viel experimentiert. Inzwischen gehe ich da viel intuitiver ran und vor allem: Ich diktiere meine Prompts fast nur noch. Ich rede einfach frei drauflos, wie bei einem Gespräch, und lasse mir dann von der KI eine erste Version ausgeben. Meistens passt es auf Anhieb ziemlich gut, oder ich justiere in einem zweiten Schritt nach.

Für mich ist das kein starres Prompt-System, sondern eher wie ein Gespräch mit einem extrem klugen Assistenten: Je klarer ich mich ausdrücke, desto besser versteht er mich.

Hast du ein paar konkrete Prompting-Tipps, die du weitergeben würdest? Welche Fehler sollte man vermeiden?

Ich habe gar nicht die eine geheime Prompt-Formel, aber was ich wirklich jedem empfehlen kann: Personalisierung. Viele unterschätzen, wie stark man eine KI auf die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben briefen kann, vor allem bei ChatGPT. In den Einstellungen kann man sogenannte Custom Instructions hinterlegen: Wer man ist, was man beruflich macht, in welchem Stil man seine Texte will z. B. sachlich, locker, kurz oder blumig. Diese Infos nimmt die KI dann automatisch in jeden Prompt mit, ohne dass man sie ständig neu eingeben muss.

Zusätzlich gibt es Memory-Funktionen da kann man der KI direkt im Chat sagen, wie man gern arbeitet oder kommuniziert. Diese Infos speichert sie langfristig und passt ihre Antworten entsprechend an. Man kann die Erinnerung jederzeit ansehen, anpassen oder löschen. Das funktioniert übrigens auch bei anderen Tools, z. B. im Bereich Bild- oder Video-KI: Dort kann man Stile, Farben oder Formate definieren und die Tools orientieren sich dann automatisch daran.

Mein wichtigster Tipp also: Je klarer du die KI auf dich einstellst, desto besser versteht sie dich – auch bei ganz einfachen Prompts wie „mach das besser“. Weil sie im Hintergrund schon weiß, wie du „besser“ meinst.

Gibt es bestimmte KI-Tools, die du für bestimmte Aufgaben bevorzugst? Also haben deiner Meinung nach manche Tools besondere Stärken?

Ja, ich finde, dass viele KI-Tools ganz bestimmte Stärken haben und das ist auch völlig in Ordnung so. Nicht jedes Tool muss alles können. Manche sind breit aufgestellt, wie z. B. ChatGPT oder Claude, andere sind extrem spezialisiert und genau das macht sie so wertvoll für bestimmte Anwendungsfälle.

Ein Beispiel ist ElevenLabs, ein großartiges Tool für KI-generierte Audioinhalte. Egal ob Text-to-Speech, Voice-Cloning oder Speech-to-Speech, die Qualität ist beeindruckend. Gerade wenn man authentische Audioinhalte erstellen will, z. B. für Videos, Präsentationen oder Podcasts, ist das eine meiner ersten Adressen.

Ein weiteres Tool, das ich sehr gern nutze, ist Gamma.app. Es ist perfekt für alle, die schnell eine visuell ansprechende Präsentation brauchen, ohne viel Zeit ins Design stecken zu müssen. Man gibt einfach seinen Inhalt ein und das Tool erstellt in wenigen Minuten eine fertige Slideshow, die sich sofort fürs nächste Meeting oder Pitch eignet.

Dann gibt es noch Napkin AI, das hat auch einen sehr spezifischen Use Case. Besonders spannend finde ich es, wenn man bereits einen Text hat, zum Beispiel einen Artikel oder ein Konzept. Napkin erstellt dazu automatisch passende Visuals & Grafiken, die man individuell anpassen und in verschiedenen Formaten exportieren kann. Gerade für visuelle Denker:innen ist das ein super Tool.

Grundsätzlich gilt: Es gibt für fast jeden Use Case ein passendes KI-Tool man muss sich nur etwas umschauen und überlegen, was man eigentlich braucht. Nicht jede KI muss schreiben oder sprechen, manchmal reicht ein kleines, spezialisiertes Tool, das genau dein Problem löst.

Gab es bei dir schon mal besonders lustige, skurrile oder überraschende KI-Momente?

Davon habe ich ehrlich gesagt fast täglich welche. Was ich selbst zum Glück noch nicht erlebt habe, aber was ich von anderen gehört habe, ist, dass beim Voice Mode von ChatGPT plötzlich die eigene Stimme wiedergegeben wurde. Das klingt extrem gruselig und ich bin ehrlich froh, dass mir das nicht passiert ist. Nur die Vorstellung, dass eine KI meine Stimme klont und zurückspielt, macht schon ein bisschen Gänsehaut.

Lustig wird’s bei mir vor allem beim Bilderstellen mit KI, wenn ich den Prompt nicht ganz klar formuliere, entstehen manchmal absurde Szenen. Dann taucht plötzlich eine Kuh auf, wo keine sein sollte, oder ein Dinosaurier im Hintergrund einer Alpenlandschaft. Es ist faszinierend und gleichzeitig sehr unterhaltsam zu sehen, wie die KI manchmal völlig eigene kreative Wege geht, wenn man ihr nicht alles genau vorgibt.

Eine der überraschendsten Erfahrungen hatte ich mit NotebookLM. Das war wirklich so ein Wow-Moment, bei dem ich nicht mehr aufhören konnte zu reden. Ich habe Dokumente reingeladen und in wenigen Minuten hat mir die KI daraus einen Podcast erstellt, in dem zwei virtuelle Sprecher über genau mein Thema diskutiert haben. So gut, so kompakt, so zugänglich ich war wirklich begeistert. Und das sagt einiges, denn ich bin eigentlich gar kein Podcast-Fan. Aber durch diese Art der Aufbereitung hatte ich plötzlich wieder richtig Lust auf Audioformate.

Und dann gibt es immer wieder diese KI-Trends, bei denen man fragt: „Wie würdest du mich beschreiben?“ Oder: „Wie stellst du mich dir vor?“ Und obwohl es eigentlich nicht mehr überraschen sollte, bin ich jedes Mal erstaunt, wie präzise und analytisch mich ChatGPT inzwischen einschätzt. Ich nutze das Tool seit über zwei Jahren, es kennt meine Sprache, meine Themen, meinen Ton und wenn es mich beschreibt, ist das fast schon ein bisschen unheimlich treffend. Aber auch unglaublich spannend.

KI ist also nicht nur hilfreich sie ist auch ein täglicher Quell für unerwartete Aha-Momente, Lacher und (manchmal leicht gruselige) Überraschungen.

Gibt es von deiner Seite, noch etwas, was du den Lesern mitgeben möchtest?

KI ist kein Hexenwerk – und schon gar nicht etwas, wovor man Angst haben muss. Es ist ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wer es in der Hand hält und wie mutig man ist, damit zu experimentieren.

Ich selbst bin nicht als „KI-Expertin“ aufgewachsen. Ich habe mich reingetastet, ausprobiert, Dinge kaputtgemacht (im übertragenen Sinne) und dabei gemerkt: Man muss kein Technik-Genie sein, um mit KI kreativ, produktiv oder sogar visionär zu arbeiten. Man muss nur neugierig bleiben. Und genau das wünsche ich allen, die sich noch nicht ganz drübertrauen: Fang einfach an. Es gibt keinen perfekten Prompt, keine perfekte erste Idee. Aber es gibt hundert neue Möglichkeiten, wenn du einmal den ersten Schritt machst.

Und wenn ich noch etwas Persönliches mitgeben darf: Ich finde, KI darf ruhig auch Spaß machen. Ich liebe es, damit zu experimentieren sei es beim Schreiben, beim Designen oder einfach, wenn ich mir vorstelle, wie mein digitaler Zwilling Leuten Urlaubstipps gibt. Ich sehe KI nicht als Konkurrenz, sondern als kreative Ergänzung als Sparringspartner, als Gedankenverstärker. Und das wünsche ich allen: Seht es nicht als Ersatz für euer Können sondern als Verstärkung davon.

Ach ja, wenn die KI dir statt einem diversen Team plötzlich ein „Business-Meeting mit einer Ente am Tisch“ generiert: Nimm’s mit Humor. Solche Ergebnisse erinnern uns daran, wie wichtig präzise Kommunikation ist und dass KI-Tools nur so gut sind wie das Briefing, das sie bekommen. Fehler gehören dazu und sind oft der beste Einstieg ins Lernen.

 

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